Einsatzvorschlag: geklauter Panzer

Zitat von Wien - historisch, biografisch, kurios (Facebook)

Panzer-Tour d'amour durch Simmering

Für dramatische Szenen sorgte in Wien ein liebeskranker, 22jähriger Soldat. Unbemerkt entwendete er am 09.06.1994 aus seiner Kaseme einen M-60, einen der schwersten Panzer des österreichischen Heeres. Das kettenrasselnde Gefährt fiel erst im Bereich Wien-Schwechat auf. Vergeblich versuchten Polizei und Grenzer, es zu stoppen. Passanten staunten nicht schlecht, als sich das Monstrum im Wiener Stadtteil Simmering sogar in den Kreisverkehr einreihte und dort gleich mehrere Runden drehte.

Nach zehn Kilometern Anfahrt aus der Zwölfaxinger Kaserne nach Wien hatte der Stahlkoloss eine Spur der Zerstörung hinterlassen: mehr als ein Dutzend Autos zermalmt, Lichtmasten geknickt, die Oberleitung herabgerissen und ein Autobus zur Seite katapultiert. Chaos pur. Ein Polizeikonvoi eskortierte zwar den Amokpanzer – war aber hilflos, planlos.

Schließlich donnerte der M-60 gegen einen Pfeiler der Ostbahnbrücke nachdem ein Sonderkommando aus Sturmgewehren auf das Gefährt gefeuert hatte. Exakt 2.070 Schuss wurden abgegeben mit einem Resultat von Null. Dutzende Passanten konnten sich nur mehr mit einem Hechtsprung vor den Querschlägern retten.

Aus der Luke stieg schließlich ein alkoholisierter 22jähriger Korporal, der sich widerstandslos in Gewahrsam nehmen ließ. Zu seinem "Ausflug" habe ihn Liebeskummer getrieben, gab er zu Protokoll. Das Madel seiner Träume habe ihn verlassen. Daraufhin habe er der abtrünnigen Holden mit der Panzerfahrt imponieren wollen.

Die "b'soffene G'schicht" brachte dem Panzer-Romeo sechs Monate Haft und er musste zwei Millionen Schilling, umgerechnet rund 145.000 Euro an Wiedergutmachung zahlen. Die Schlagzeile schaffte es bis CNN, genützt hat es dem Don Quichote mit seiner Panzer-Rosinante aber nichts, die Angebetete blieb von dieser Aktion unbeeindruckt.

Quellen:
Kronen Zeitung und Ö3, Berliner Zeitung

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