Es gibt im Rettungsdienst ja verschiedene Typen von Einsätzen: lustige, traurige, schöne, belastende, zum Kopfschütteln, fordernde,…
Und es gibt eklige Einsätze.
Und von so einem spreche ich jetzt: ich hatte Nachtschicht als RS (Fahrer) auf dem RTW. Es war der erste Einsatz der Nachtschicht: gegen halb 10 Uhr wurden wir als normale Fahrt zu einem dringendem Krankentransport alarmiert. Als Zusatzinfo stand auf dem Melder, „Polizei vor Ort“.
Wir also ins Auto und gemütlich zur gemeldeten Adresse. Dort angekommen - es war ein Hochhaus - stand vor dem Haus ein Streifenwagen der Polizei und ein Polizist nahm uns mit den Worten „Tut mir Leid, dass wir euch rufen mussten, aber wir kommen hier nicht mehr weiter.“ Zeitgleich wurde auch schon aus der 8. Etage mit einer Taschenlampe nach unten geleuchtet.
Im Aufzug erzählte uns der Polizist grob die Sachlage und das wir uns selbst ein Bild von der Lage machen sollten, da es schwer zu erklären sei.
Als sich die Aufzugstür in der entsprechenden Etage öffnete, kam uns ein ekliger, aber typischer Geruch in die Nase: Verwesungsgeruch. Ich schon mit dem schlimmsten gerechnet (eine verweste Leiche), doch es kam schlimmer: schon an der Wohnungstür war der Geruch fast unerträglich und der Bereich hinter der Wohnungstür war blutversaut und voller Maden.
Zwei Polizeianwärter standen draußen auf dem Flurbalkon und hatten Mühe, sich nicht zu übergeben. Ich drückte einem von denen meine Einsatzjacke in die Hand (wollte mit dieser jetzt nicht unbedingt da rein). Drinnen saß ein lebendiger Herr im Wohnzimmer. Der Verwesungsgeruch kam von seinen Beinen: diese haben schon begonnen, zu faulen und waren komplett offen und mit Maden übersät.
Da der Patient nicht mit in die Klinik wollte, forderten wir ein NEF nach.
Der Notärztin gelang es dann unseren Patienten zu überzeugen, mit ins KH zu kommen.
Im RTW wickelten wir pro Bein 2-3 Decken drum, damit unser Auto nicht ganz versaut wird.
Die Notärztin saß auf dem Beifahrersitz, um das Protokoll fertig zu schreiben, damit sie uns dies für den Transport mitgeben kann, als mein RA zu ihr sagte, sie solle schön mitfahren und die Übergabe im KH selbst erledigen.
Sie willigte ein, fuhr aber auf dem Beifahrersitz mit. Nach noch nicht mal 100 Meter Fahrt reißt mein Kollege das Zwischenfenster zwischen Patientenraum und Fahrerkanine auf und streckt seinen Kopf durch. Dabei kam so Geruchswolke mit, dass ich das erste (und immer noch einzige Mal im RD) kurz davor stand, mich zu übergeben.
An der ersten roten Ampel fragte mich die Notärztin, ob ich nicht lieber mit Sondersignal weiterfahre. Gesagt, getan.
Am KH ging die Notärztin erstmal alleine rein, um uns anzumelden, das Klinikpersonal auf die Situation vorzubereiten und abzuklären, in welches Zimmer der Patient kann.
In der Zwischenzeit standen mein Kollege und ich mit gut 3 Meter Abstand zum vollständig geöffneten RTW, in dem der Patienten noch saß. Zwei Intensivschwestern, die einer Raucherpause machten, schauten uns komisch an und fragten uns, warum wir nicht beim Patienten sind. Darauf sagten wir nur, sie sollen mal ans Auto gehen. Näher als 1,5 Meter kamen sie nicht.
Irgendwann kam die Notärztin mit einem Rollstuhl und brachte den Patienten in die Notaufnahme.
Wir fuhren auf die Wache, spritzten den Patientenraum mit dem Wasserschlauch aus und desinfizierten das Auto, um uns anschließend selbst duschen zu gehen.