Gehen wir von einem Herzinfarkt als Einsatzlage aus (den Einsatz gibt es ja bei Leitstellenspiel tatsächlich). Wir alarmieren einen First Responder, der am deutschen Minimum gemessen einen Sanitätsrucksack nach DIN 13155 und ein AED mit sich führt.
Verdachtsdiagnose und Vitalparameter:
Bei Ankunft am Einsatzort findet der FR den Patienten mit typischer AP-Symptomatik vor und denkt als Verdachtsdiagnose direkt an einen Herzinfarkt. Jetzt kann er - wenn nicht schon geschehen - RTW und NEF nachfordern. Er misst den Blutdruck des Patienten und zieht ihm ein Fingerpulsoxymeter an, das bringt ca. 1 - 2 Minuten Zeitersparnis für den Rettungsdienst.
Sauerstoffgabe:
Bei entsprechender Sättigung und den Fall gesetzt er hat Sauerstoff dabei, kann er dem Patienten ein paar Liter O2 über Nasenbrille verabreichen, das spart wenn's hochkommt nochmal 1 Minute.
EKG-Anfertigung und Auswertung:
Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt muss ein EKG angefertigt und ausgewertet werden. Das geht erstmal mangels EKG nicht; weiterhin traue ich einem Sanitäter nicht zu im EKG ST-Streckenänderungen, geschweige denn Blockbilder oder komplexere Arrhythmien zu erkennen. Das sind ca. 3 Minuten an Maßnahmen, die der Rettungsdienst bei Ankunft nachholen muss.
Intravenöser Zugang:
Der Patient muss mit einem i.v. Zugang versorgt werden. Den haben gut ausgestattete FR sogar im Rucksack dabei. Die Maßnahme darf der FR aber rechtlich in der Regel nicht durchführen ohne sich strafbar zu machen, es sei denn er ist selbst Rettungsassistent/Notfallsanitäter oder Arzt. Wenn man über das Gesetz hinweg sieht, ist es in vielen Fällen ohne entsprechende Übung ziemlich schwer eine Vene zu finden und korrekt zu punktieren. Das sind wieder ca. 2 Minuten, die an den Rettungsdienst gehen.
Medikamentengabe:
Die standardmäßig verabreichten Medikamente für dieses Notfallbild, wie z.B. ASS, Morphin, Nitrospray, Heparin etc. hat ein FR nicht dabei. Wie beim i.v. Zugang würde er sich zudem wieder strafbar machen, wenn er dem Patienten Medikamente verabreicht. Damit gehen wieder ca. 3 - 4 Minuten an den Rettungsdienst.
Umlagern:
Zum Schluss wird der Patient auf die Trage des RTW umgeladen und aus dem Haus gebracht - das geht nunmal ohne den transportierenden RTW nicht und macht wieder ca. 3 Minuten für den Rettungsdienst aus.
Unterm Strich kann der FR, bei einer fiktiven Gesamtversorgungszeit von 12 Minuten am Einsatzort, etwa 3 Minuten für den Rettungsdienst vorarbeiten. Das macht wie ich vorgeschlagen hatte also 75% Restarbeit für den Rettungsdienst bei einem Patienten mit Notarztindikation.
Die anberaumten Zeiten für die Maßnahmen sind eventuell etwas unrealistisch und können auch mal kürzer oder deutlich länger ausfallen