Fallbeispiel (Rettungsdienst)

  • Hallo zusammen!


    Viele von uns, die Leitstellenspiel spielen, sind wahrscheinlich auch im echten Leben bei einer Hilfsorganisation, dem THW oder der Feuerwehr engagiert. Von daher dachte ich mir, dass man unter Forenspiele auch mal Fallbeispiele zusammen durchspielen könnte (so wie es das in anderen Foren auch gibt z.B. dem Emergency Forum). Ich selbst bim im DRK, daher versuche ich es mal mit einem Beispiel aus dem Rettungsdienst. Jeder der Lust hat ist gern eingeladen mitzumachen; für Leute für die der Rettungs-/Sanitätsdienst Neuland ist wird es denke ich aber eher schwer. Auf in's Gefecht:



    Ihr seid Rettungsassistent auf einer ländlichen Rettungswache in Musterdorf. Mit euch machen euer RS und ein Praktikant (RS in Ausbildung) Tagschicht. Euer Fahrzeug ist ein RTW, mit folgender Bestückung: http://naebi.de/docs/Bestueckungslisten/RTW_Vers2.pdf Ihr seid das einzige Fahrzeug am Standort. Es ist August und ihr habt sonniges, trockenes Wetter. Als ihr gerade nachdenkt was ihr zu mittag essen könntet, geht euer Melder:


    Zitat

    Einsatzmeldung: Einsatz für den Rettung Musterstadt 2/83-1: VU Unklar, L123 Fahrtrichtung Musterstadt.


    Ihr begebt euch zügig zu eurem Fahrzeug, gebt Status 3 durch und fahrt zum Einsatzort. Nach 10 Minuten trefft ihr vor Ort ein.


    Zitat

    1. Lagemeldung: Auf der Straße selbst ist nichts zu erkennen, außer einem PKW mit Warnblinker auf dem Standstreifen. Eine Spur aus Gummiabrieb führt in Schlangenlinien von der Straße weg auf eine Wiese. Ihr erkennt eine auf der Seite liegendes Motorrad. Daneben auf der Seite liegend den Motorradfahrer, der anscheinend mit einem Bein und dem Motorrad eingeklemmt ist. Neben ihm eine in zivil gekleidete Frau.


    Ihr haltet auf dem Standstreifen und gebt die 4 durch. Was lasst ihr euere Besatzung aus dem Wagen mitholen?

  • okay find ich nicht schlecht... ich versuche mal mit meinem wissen aus meinem Schulpraktikum was zu reißen :D


    also:
    Rucksack
    Stifnek
    EKG
    Oxybag
    Absaugpumpe
    ggf. trage schon in reichweite
    spineboard
    Kopfklötze
    Decke


    das wäre so meine überlegung dazu :)

  • Das geht sich doch schonmal gut an! Auf Sicht fordert ihr einen Notarzt bei der Leitstelle an. Sie schicken das NEF aus Musterstadt, das etwa 15 Minuten Anfahrtsweg hat. Ihr packt Rucksack, Defi, Absaugung, Sauerstoff, Stifneck und Schaufeltrage und begebt euch zum Patienten.


    Zitat

    2. Lagemeldung: Der Motorradfahrer liegt auf der rechten Seite auf dem Boden. Sein rechtes Bein ist unter seinem Motorrad eingeklemmt. Neben ihm kniet eine Frau; wahrscheinlich um ihm Erste Hilfe zu leisten. Der Patient trägt keinen Helm mehr, den hat die Frau ihm wohl ausgezogen. Äussere Verletzungen erkennt ihr beim ersten Hinsehen noch keine. Der Patient ist auf Ansprache hin wach, allerdings ist seine Sprache sehr verwaschen. Euch fällt seine schlaffe linke Gesichtshälfte auf.


    Dann kommen wir zum interessanten Teil. Welche diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen ergreift ihr?

  • dann vorsichtig stifneck um schonmal blutdruck bevor ich das motorrad anhebe (kreislaufstabil? dann Motorrad weg)... da ich davon ausgehe das es sich bei dem defi nicht um einen AED sondern um ein EKG fähiges gerät handelt klebe ich ein 4 Kanal und messe SpO2 ... ggf. sauerstoff drauf dann iv Zugang ... Lungenbelüftung abhören Thorax abtasten (harte Stellen?) ... Pupillenreflex? ... Schmerzen im Beckenbereich? Bei geneauerer Begutachtung irgendwelche Verletzungen? wenn ja entsprechend verbinden etc.


    evtl. schonmal auf die schaufeltrage umlagern und zu


    Absaugung liegt natülich bereit


    dann vllt. schon mal eine ampulle morphin vorbereiten


    dann kann man sich schonmal gedanken um ein KH machen... Wo ist das nachste Trauma Bett wie lange ist die fahrt dahin? dementsprechend gedanken machen über einen Christoph


    So zu der Frau... wie ist es Passiert hatte sie vllt einen zusammenstoß mit dem Motorradfahrer wenn ja hat sie ggf. Nackenschmerzen etc? wenn ja 2. RTW ran


    Pol auch auf dem weg? wenn nicht alarmiere ich nach und wenn ich mich für einen Heli entscheide dann den auch schon

  • Ist das Motorrad ausgeschaltet oder nicht? Wenn nein, ausschalten.
    Anamnese zum Unfallhergang bei Frau und Motorradfahrer.
    Weiß der Motorradfahrer noch alles, ist er orientiert (Uhrzeit, Datum, Name, Ort, was er heute schon gemacht hat).
    Hat er Schmerzen? Spürt er seine Extremitäten noch?
    Ist er hecktisch, unruhig?
    Hat er Allergien oder Medikamentenunverträglichkeiten?
    Stifneck mit Hilfe RS anlegen, 3. Mann kann schonmal EKG, RR und Pulsoxi vorbereiten/anlegen. (Wie sind die Werte?)
    Pupillenreflexe überprüfen, wenn bei Patient möglich, Kreuzhanddrucktest durchführen.
    Bodycheck bis auf die noch eingeklemmte Extremität. Instabilität in Becken oder Thorax? Hartes Abdomen? Stabile Extremitäten? Stabile Schädeldecke? Blut an Handschuh oder sonstige sichtbare Blutungen oder feuchte Stellen?
    RS kann Zugang und NaCl vorbereiten/durchführen.
    EDIT: Ach ja, das Motorrad sollte vielleicht noch weg.


    Wenn Wunden: Verbinden
    Wenn Frakturen: (offen) abdecken, (geschlossen) soweit möglich ohne Schmerzen immobilisieren, noch keine Vakuumschiene (warten auf NA bzw. erst vor der Umlagerung)


    Hält sich das Wetter? Ist es noch sonnig? Wie viel Grad haben wir?


    3. Mann soll, wenn er fertig ist, eine genauere Anamnese bei der Frau am Fahrzeug durchführen und die Trage mit der Vakuummatratze vorbereiten und bereitstellen.


    _________________________________
    Was für Krankenhäuser sind in der Umgebung und wie sind diese ausgestattet?
    Wie groß, alt, schwer ist der Patient? Adipös?

  • Danke danke :) Examen is heute rum, von daher wieder frisch ans Werk:


    Das Motorrad ist bereits ausgeschaltet. Ihr legt dem Fahrer einen Stifneck an und kommt durch eure diagnostischen Maßnahmen zu folgendem Lagebild:


    Zitat

    3. Lagemeldung: Die Erhebung der Anamnese beim Motorradfahrer ist leider durch seine völlig unverständliche Sprache nicht möglich. Die Atmung ist frei bei einer Frequenz von 20. Bei der körperliche Untersuchung (ABCDE-Check) stöhnt der Patient bei der Palpation des rechten Brustkorb; dieser ist jedoch stabil. Eine kurze Auskultation ergibt beidseits normale Atemgeräusche. Der Bauch ist weich, Becken und Oberschenkel sind ohne Befund. Ihr erkennt keine Blutungen oder Anzeichen einer Fraktur am Schädel. Die Pupillen sind mittelweit und reagieren auf Licht. Beim Kreuzgriff fällt der schwächere Händedruck links auf. Zudem erhebt ihr folgende Messwerte:


    SpO2: 93%
    RR: 110 mmHg systolisch
    Pulsfrequenz: 102/min
    BZ: 94 mg/dl
    EKG: Sinusrhythmus


    Ihr legt in der rechten Handrücken einen i.v.-Zugang und hängt eine NaCl-Infusion an. Das Motorrad lässt sich vorsichtig mit 2 Mann von ihm runterheben. Am jetzt sichtbaren rechten Unterschenkel und Fuss stellt ihr multiple Abschürfungen, aber keinen Bruch fest.


    Zitat

    Fremdanamnese: Die Frau gibt an, der Mann sei vor ihr gefahren. Ohne äußere Einwirkung hätte er plötzlich einen Schlenker gemacht und wäre mit seinem Motorrad die Böschung herunter geschlittert. Sie habe ihm nach auf die leere Gegenfahrbahn ausweichen können und wäre dann rechts rangefahren um nach ihm zu sehen. Sie hatte den Rettungsdienst alarmiert und dem Fahrer seinen Helm ausgezogen


    Die Polizei wurde anscheinend parallel alarmiert und trifft nun ein. Euer NEF sollte auch in wenigen Minuten eintreffen. Ein paar Therapievorschläge habe ich schon oben herausgelesen, aber bevor wir weiter machen würde ich gerne mit euch die Arbeitsdiagnose diskutieren ;)

  • Vorläufige Verdachtsdiagnose: Apoplex/TIA
    Ist eine Hemiparese erkennbar? Lähmungen linksseitig? Sensibilitätsstörungen (auch in den Füßen -WS-Trauma- )?


    Patient scheint soweit kreislaufstabil zu sein.
    Respiratorisch etwas bedenklich, könnte von den Thoraxschmerzen und einhergehender flacher Atmung kommen, könnte aber auch eine andere Ursache haben. Auch aufgrund des linksseitigen Kraftverlustes gebe ich ihm erstmal 5L O2/min über die Maske. Weiteres Monitoring.


    Ich versuche den Patient zu beruhigen und ihn auf seine Umlagerung vorzubereiten.
    Der RS soll im RTW die Sekundärprophylaxe mit Aspisol vorbereiten und freie Strokes abklären.
    Da wir auf dem Land sind und der Patient mittlerweile gut eine halbe Stunde liegt, soll er auch gleich, wenn die nächste Stroke weiter als 30 min. entfernt ist, nen Lufttransport abfragen.
    Wir bereiten die Umlagerung vor, schieben die Schaufeltrage unter ihn, ihn auf die Vakuummatratze und in den RTW. Wir geben kein ASS (dürfen das RA's eigentlich?) ohne vorher Rücksprache mit dem NA gehalten zu haben, da immerhin ein Trauma vorausgegangen ist. Jetzt können auch die Abschürfungen versorgt werden.
    Wenn wir so einen coolen Schwebetisch im RTW haben dann bringen wir ihn in komplette Schieflage, Kopf nach oben.
    Und dann warten wir auf den Notarzt...

  • Ok... ja Apoplex könnte sein als solen würde ich ihn auch primär behandeln... Also Sauersoff auf 8L, umlagern mit schaufeltrage und Vac Matratze dann Wundversorgung... BZ Temperatur ung Blutdruck immer wieder Kontrollieren... ab in den RTW Monitoring im Auge Behalten, Strok Reservieren RTH abklären (Landung so möglich? Wenn nein dann Florian zur Herstellung Landeplatz) und dann auf den NA warten und anweisungen entgegen neben



    Ja der RA darf ASS verabreichen

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  • Als Differentialdiagnose wäre hier eine Hirnblutung noch am Wahrscheinlichsten. Aber auch weil der Patient möglicherweise ne commotio hat zögere ich mit dem Aspisol.
    Evtl. nen vorausgegangener Krampfanfall, aber dafür sind die Symptome sehr krass.
    Ferner, sehr fern, da die Symptome schon lange anhalten, spielt hier ein Epileptischer Anfalll mit rein. Aber wie schon gesagt, sehr fern.