Dienstvorschrift vs. Realer Einsatz

  • Hi,

    Ich bin Jan, seit knapp 7 Jahren in der Freiwilligen Jugendfeuerwehr meines Dörfchens, beginne nun bald meine Ausbildung zur Aktivität und habe mich bei den Übungs- und Unterrichtsstunden öfter gefragt, ob dieses Aufstellen hinter dem Fahrzeug nicht wichtige Zeit kosten kann. Ich habe darauf hin mal meinen Jugendleiter gefragt und er meinte, dass er das selbst bei den wenigsten Einsätzen so durchführt.

    Daher wollte ich hier einfach mal fragen, wie das so bei euch auf der Wache ist.


    Wie sehr haltet ihr euch bei gewissen Dingen an die FwDV und was macht ihr wo anders?

  • Bei uns wird der Befehl in der Regel im Fahrzeug erteilt und wir stellen uns nicht hinterm Fahrzeug auf.

    Grundsätzlich wird sich an die FwDV gehalten, aber jeder Einsatz ist anderst, sodass man nicht unbedingt darauf üben kann.


    Wenn wir ne Übung einsatzrealistisch machen (Anfahrt - ohne Signal - Ankommen, erkunden), dann stellen wir uns auch nicht auf.


    Ich sage immer so: die Jugendfeuerwehr sind die Grundlagen, die Ausbildungen vertiefen diese, aber für den Einsatz lernt man nur im Einsatz.

  • Ich bin selbst in einem Sanitätsdienst tätig.


    Ich finde, dass man, im Fall der Fälle, gegen einige Vorschriften verstoßen kann/muss um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Zudem hat man im Notfall, meiner Meinung nach wichtigeres zutun, als sich an jeden einzelnen Paragrafen eines Gesetzes zu halten.


    Meine Aussage bezieht sich übrigens nur auf den Sanitätsdienst.


    Wer im Sanitäts- und Rettungsdienst arbeitet, kann sich sowieso nicht an alle Gesetze halten :P

    Einmal editiert, zuletzt von mnike ()

  • Da würde ich dann mal einen Ausbilder von meinem RS-Lehrgang zitieren: „Rettungsdienst ist Improvisation“

    Das kann man auch auf die Feuerwehr anwenden.

    Du lernst in den Ausbildungen die „Werkzeuge“ der Feuerwehr/Rettungsdienst/etc. (Und ich rede nicht von den Materialien wie Schläuche, Defi,…) kennen. Im Einsatzfall greifst du dann einfach in diese „Werkzeugkiste“, um eine Einsatzlage abzuarbeiten.

    Mit der Zeit wächst der Inhalt dieses „Werkzeugkastens“ auch.


    Aber Potatis : das bedeutet nicht, dass du alles dann in der Einsatzabteilung hinterfragen sollst, warum in der Übung so und im Einsatz so. Damit macht man sich - gerade als Neuling - schnell unbeliebt.

  • Hatte ich auch nicht vor ;)

    Gut - habe halt auch schon andere erlebt. Daher der Hinweis.

  • Bei uns könnte es mal passiert sein (bevor wer Google anschmeißt und meinen C-Dienst ankackt: Das ist alles rein hypothetisch und nie echt passiert), das bei Feuer SOS/Y/MiG 2 Personen sollten sich in der Wohnung befinden, der Sicherungstrupp reingeschickt wurde, während der nächste Trupp noch auf Anfahrt war.

    Kann man machen und der folgende Trupp wusste auch Bescheid, die sind quasi bei Ankunft aus dem LF gestolpert und waren einsatzbereit. Hat der zweiten Person auch wahrscheinlich das Leben gerettet, aber wenn was passiert wäre wären da Köpfe gerollt.

    Ein Vakuum, geschaffen durch fehlende Kommunikation,

    füllt sich in kürzester Zeit mit falscher Darstellung, Gerüchten, Geschwätz und Gift. - Cyril Northcote Parkinson


    Der beste Verband in Aachen und Umgebung: leitstellenspiel.de/alliances/1100



    Schraube manchmal am LSSM V4 rum.

  • In der FwDV 3 steht auch drin dass einsatzabhängig von ihr abgewichen werden kann, sie bildet lediglich die Grundlage die jedes Feuerwehrmitglied kennen muss um zu wissen was zu tun ist wenn es keinen anderen Befehl gibt.


    Warum macht man das Antreten (so zumindest meine Meinung): damit stellt man sicher dass alle Mitglieder der Gruppe (der Einheit) den selben Kenntnisstand haben, neben Wasserentnahmestelle und Lage des Verteilers startet das ganze ja eigentlich mit einer kurzen Lageinfo. Besonders wenn die Gruppe auf zwei Fahrzeugen anreist (TSF-W und MTF zum Beispiel) kann sowas durchaus Sinn machen bevor die ersten schon arbeiten und die letzten sich fragen was eigentlich los ist.


    Warum macht man das Antreten im Einsatz aber eher nicht: der Chef vor Ort wird sehr wahrscheinlich schon im Fahrzeug was sagen und weniger die Zeit nach dem Eintreffen verschwenden, treibt man es auf die Spitze und richtet sich noch schön aus etc. dürfte das auch ein - sagen wir mal - merkwürdiges Bild für die Bevölkerung abgeben.

  • Also früher (zur Zeiten als mein mittlerweile verstorbener Opa noch in der Einsatzabteilung war) hat man sich wohl tatsächlich so aufgestellt.


    Ich selber kenne es aber so das der GF Dank Funk (die DVs stammen ja schon aus etwas Vergangenheit) auf der Anfahrt grob weiß was los ist und sich mal umdreht und Befehle gibt was zu tun ist. Genaue Anweisungen werden nach eintreffen im Fahrzeug gegeben.


    Selbst in meiner Jugendfeuerwehrzeit (auch schon nen Jahrzehnt her) Haben wir es so gehalten.

    Antreten und Dienst nach Vorschrift für Wettkämpfe. Bei Schauübungen, da hab ich selbst mal den GF gegeben, oder auch die Jahreshauptubung waren die FwDV eher eine grobe Handlung'sempfehlung.

    Kann Nett sein - Kann aber auch die Axt im Wald sein... Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus.


    Fühlt sich derzeit gezwungen für Dinge Partei zu ergreifen mit denen er selbst unzufrieden ist.

  • Bei jedem RTW Einsatz erstmal hinterm Transporter antreten ?


    Im Übungsdienst eigntl immer, in aktiven SEG/FF Einsätzen selten.

    Der GF/ZF brüllt ein paar Anweisungen nach hinne, die Truppverteilung is klar (Sitzgruppen) und dann gehts los

    Die ersten 10-15min weiß somit jeder was abgeht (Zeltaufbau, Wasserversorgung usw.). Danach halt die Aufgabenverteilung wie üblich

  • Bei jedem RTW Einsatz erstmal hinterm Transporter antreten ?

    Sagen wir mal so - bei der BF Saarbrücken war dies in der Corona-Zeit Standart: Fahrzeugführer RTW ging erkunden und der Fahrer (und ein 3. Mann) blieben am RTW und warteten darauf, ob es heißt, Schutzanzug anlegen oder nicht.

  • Sagen wir mal so - bei der BF Saarbrücken war dies in der Corona-Zeit Standart: Fahrzeugführer RTW ging erkunden und der Fahrer (und ein 3. Mann) blieben am RTW und warteten darauf, ob es heißt, Schutzanzug anlegen oder nicht.

    Bei uns war die Order das der Fahrer im Fahrzeug sitzen bleibt. Alle Fahrer fanden das irgendwie total toll. :D Dann wurde geguckt wie es aussieht und wenn es Corona war sollte sich, wenn möglich, nur der Fahrer umziehen.


    Das Ergebnis davon: Wir haben jetzt 2000 Schutzanzüge auf Halde, 15000 MNS-Masken, 5000 FFP2/3-Masken und Handschuhe für Ende des Jahres. Bei 1 RTW 24/7, KTW 8/5 + BF in Staffelstärke (6 Mann) reicht das, nach aktuellen Prognosen (keine 2. Welle, etc.) bis zur nächsten Pandemie.


    Und sb-modder bei euch durften noch Praktikanten mitfahren? Es ist bei uns, außer irgendwelche Sonderdingen (Kollegen absetzen, Verlegenotarzt, RTH-NA Transport, LNA, Wiedereingliederung etc.), unüblich das die Fahrzeuge zu dritt besetzt werden. (Hinten mitfahren ist einfach doof ;) )

    Ein Vakuum, geschaffen durch fehlende Kommunikation,

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    Schraube manchmal am LSSM V4 rum.

  • 3. Mann sind die Azubis. Ich weiß nicht, wie es während Corona war, kann sein, dass es da auch was gab (nur haben nicht alle Azubis den C1 bzw. C-Führerschein).

  • Sagen wir mal so - bei der BF Saarbrücken war dies in der Corona-Zeit Standart: Fahrzeugführer RTW ging erkunden und der Fahrer (und ein 3. Mann) blieben am RTW und warteten darauf, ob es heißt, Schutzanzug anlegen oder nicht.

    Jo, hier genauso

    Der Transportführer zieht sich vor/auf/nach Anfahrt zum COVID Transport an und führt quasi alles alleine durch

    Der Fahrer bleibt inner Karre sitzen und telefoniert/funkt

    Bei jedem normalen Einsatz is der RA/Nfs vor um die Covidanamnese zu machen. Wenn negativ dann weiterer Einsatz mit RS/Fahrer. Der stand vorm Haus/Wohnung.