Gams-Lage mit Staffel ?!

  • Hi,


    ich hab ne kleine Frage. Evtl. kennt sich ja eine damit besser aus.
    Wie würde man als GF seine Staffel, egal ob TSF-W oder MLF, bei einer GAMS-Lage einstzen, wenn eine Sofortrettung einer Person durchgeführt werden muß?



    Mein Gedanke dazu ist:
    AT zur Menschenrettung, unter Form 1, mit Krankentrage vor
    WT sichert die Einsatzstelle, unter Form1 (nicht angeschlossen) mit Flatterband ab
    MA legt den Schnellangriffsverteiler mit Tragekorb und C-Rohr, sowie Feuerlöscher, an die Absperrgrenze, anschließen Schnellangriff zur Notdekon aufbauen. Falls möglich dann Notdekon unter Filtermaske besetzen und Sanitätsmaterial zur Notdekon. Später Notdekon an WT übergeben, wenn der wieder da ist. Außerdem Filter für beide Trupps an der Grenze bereithalten.
    WT übernimmt dann die Notdekon und bleibt in Bereitschaft.


    Der Patient wird nach der Notdekon dann vom MA bis eintreffen RD versorgt.



    Jemand nen anderen Vorschlag??
    Ich soll unsere Nachbarwehr im nächsten Jahr in Sachen Gams/FwDv500 ausbilden und hab bisher nur Erfahrungen mit der Gruppe. Wäre da für Hilfe dankbar.

    Gruß Maik

  • Ich würde mal sagen: Warte, bis du ne Gruppe hast ... ;)


    Wird das zeitnah nichts, klingt dein Gedankengang für mich zwar halbwegs schlüssig aber wohl ist mir dabei absolut nicht. Da würde ich es lage- und stoffabhängig machen, ob eine Rettung bereits möglich ist oder der Verunfallte leider noch warten muss. Nicht schön für ihn, aber der Eigenschutz geht immer vor ...


    Die FwDV500 sieht übrigens eine "Staffel-Lösung" überhaupt nicht vor. Ich denke, dass das auch gute Gründe hat. Neben dem sehr eingeschränkten Eigenschutz sehe ich insbesondere die Gefahr der Kontaminationsverschleppung sowie echtes Gefahrenpotential, weil von dir auch der Maschinist in die Not-Dekon eingebunden wurde und auch niemand sonst den Gefahrenbereich kontrolliert. Der Gruppenführer hat auch genug andere Sachen zu tun und zu überwachen ...


    Ich würde daher bei einem GG-Stichwort schon vorab die Leitstelle fragen, wer weiterhin alarmiert wurde, wenn ihr schon selbst keine Gruppe zusammenbekommen habt. Das "M" der GAMS würde ich nur dann in Angriff nehmen, wenn die Lage relativ übersichtlich und/oder der Gefahrstoff vergleichsweise harmlos ist. Ansonsten kann das dann ja bei Ankunft des zweiten Fahrzeugs und guter Kommunikation auch schon unmittelbar losgehen ...


    http://www.bbk.bund.de/SharedD…df?__blob=publicationFile
    http://www.bbk.bund.de/SharedD…df?__blob=publicationFile

  • Das ist mir schon klar.


    Es ist halt wie es ist. Man fährt in der FF selten als komplette Gruppe raus. Vor allem tagsüber. Und unsere Nachbarwehren haben halt beide nur TSF-W
    Der Teufel ist im Detail, ich weiß. FwDv 500 sieht das nicht vor und nach der 3 hat man halt immer 1/8/9 als Stärke und Sicherheitstrupp nach 3 und 7 sehen halt was anderes vor.


    Unter Form 1 kann man bei normalen Unfällen ja vor gehen, zur Menschenrettung, egal was für ein Stoff. Auf den Sicherheitstrupp im ersten Angriff würde ich nicht warten. Bei nem Wohnungsbrand ist das was anderes. (...kann der GF im konkreten Einzelfall auf das Berstehen des Sichherheits-/Rettungstrupps verzichten...)


    Würdest du wirklich warten und nichts tun?? Bei Bahnanlagen ist das was anderes, aber hier? Der Betroffene liegt neben dem Fahrzeug oder sitzt drin und muß nur weggeschleppt werden. Eine lange wartezeit würde sonst aus eine Rettung eine Bergung machen.


    Aber du hast, man muß es abwägen und schauen, wie schnell das 2. Fahrzeug vor Ort ist, um dan den eigenen WT zur Notdekon einsetzen.



    Ich bin jetzt noch nicht lange GF und ABC-Einsätze sind (abgesehn von Öl/Kraftstoff) doch recht selten. Und im ABC-Zug bin ich halt das "S" :whistling: und normal nicht das erste Fahrzeug.


    Also was würdest du halt in der Lage machen, wenn du mit nem MLF oder mit nem LF mit 1:5 als erstes Fahrzeug eintriffst?
    Orange Wantafel nur(keine Zahlen) und Austritt von Flüssigkeit und Nebel bei einer Person vor dem Fahrzeug.
    Das 2. Fahrzeug kommt erst in ca. 4 Minunten an.

    Gruß Maik

  • Der Eigenschutz geht immer vor, ganz egal, ob es sich um ein einsturzgefährdetes Objekt, einen GG-Unfall oder um Bahnanlagen handelt. Das ist niemals anders ...


    In deinem Beispiel würde ich ganz eindeutig abwarten bis mehr Kräfte vor Ort sind. Schade für den Verletzten aber es bringt nichts, wenn dann nachher 3 Verletzte da liegen und ich noch kein Stück weiter gekommen bin ...


    Nach deinem Beispiel handelt es sich zudem um einen unbekannten Stoff, was mich im Interesse des Eigenschutzes dazu bringt, vom Schlimmsten auszugehen. Und da riskiere ich nicht das Leben oder die Gesundheit meiner Mannschaft !


    Niemand kann mir sagen, um was für einen Stoff es sich dabei handelt. Niemand kann mir sagen, ob dieser Stoff nicht in sehr absehbarer Zeit mit anderen freigesetzten Stoffen oder auch nur mit der Umgebungsluft oder Feuchtigkeit reagiert. Niemand kann mir sagen, was dabei dann wieder für neue Stoffe und Gefahren entstehen. Vielleicht mag man sagen, dass es bei einer schlichten orangen Tafel ohne besondere Hinweise ein solch schlimmer Stoff nicht sein kann. Aber die leidige Erfahrung zeigt auch immer wieder, dass es manch ein Spediteur nicht ganz so genau nimmt, was die Kennzeichnung angeht. Manch ein GG-Spediteur ist sogar garnicht besonders gekennzeichnet, beispielsweise die vielen Paketzusteller. Jedes Versandstück für sich unterschreitet die Mindestmenge für eine Kennzeichnungspflicht, zusammengenommen können aber das auch wieder Mengen sein, die eigentlich zwingend gekennzeichnet sein müssten. Allerdings kann niemand sagen, ob es nur ein GG-Paket ist oder vielleicht doch mehrere davon, die nach einem VU beschädigt sein könnten, was dann wieder zu den eingangs erwähnten Reaktionen führen kann ...


    Als kleine Ergänzung zu meinem ersten Post hier möchte ich noch kurz erwähnen, dass ich es für sehr fragwürdig halte, wenn der Trupp zur Menschenrettung ohne jedes Löschmittel vorgeht. Da es zu chemischen Reaktionen kommen kann oder auch irgendwo eine Zündquelle am Unfallfahrzeug oder in unmittelbarer Nähe dazu noch aktiv ist, halte ich es für zwingend erforderlich, zumindest auch den Feuerlöscher mitzunehmen, wenn ich mich entschließe, die Person sofort zu retten. Da der Feuerlöscher dann auch "vorne" bleiben kann, stört der auch nicht weiter bei der Rettung aus dem Gefahrenbereich. Sollte dann etwas passieren, habe ich ihn sofort griffbereit. 50 Meter entfernt nützt er weder dem Angriffstrupp noch sonst jemandem etwas ...


    Zurück zu deinem Beispiel:
    Außerdem ist es ja nicht so, dass ich in dem Fall "nichts" tue. Sämtliche Sicherungsmaßnahmen lassen sich auch durchführen, ohne dass ich meine Mannschaft in erhöhte Gefahr bringe. Der Gefahrenbereich ist abgesperrt und gesichert. Die Umgebung ist erkundet und alle weiteren in der Nähe befindlichen Personen sind aus dem Absperrbereich entfernt. Die Not-Dekon ist aufgebaut. Mit etwas Glück ist die Pol auch schon vor Ort und kann nach einer Halterfeststellung mit dem Spediteur Kontakt aufnehmen, um herauszufinden, was für ein Stoff dort freigesetzt worden ist. Vielleicht befinden sich ja auch andere "kundige" Personen wie Betriebsmitarbeiter oder auch ein Beifahrer in der Nähe, die mir sagen können, was das Unfallfahrzeug geladen hat. Sobald das zweite Fahrzeug dann nach 4 Minuten da ist, kann die Personenrettung dann auch sofort losgehen. Stellt es sich schon vorher heraus, dass da nur "harmlose" Stoffe wie Trockeneis o. Ä. ausgasen, warte ich auch nicht mehr auf das zweite Fahrzeug. Logisch ...


    Auf deine Frage, ob ich aber im Zweifel wirklich warten würde, ein klares Ja !
    Um es nochmals zu sagen, tut es mir für den Verunfallten wirklich leid, wenn ich meine Mannschaft zurückhalten und mit der Menschenrettung warten muss. Das ist eine Entscheidung, die sich kein Verantwortlicher leicht macht. Sollte es die Lage eindeutig zulassen, zur Menschenrettung vorzugehen, wird es selbstverständlich getan, wobei mir dein Gedankengang (bis auf den nicht mitgenommenen Feuerlöscher) schon recht gut gefällt. Bei einer klar erkennbaren besonderen Gefährdung oder auch nur bei einer unklaren Lage, reicht es mir im Zweifel völlig aus, wenn ich dort nur eine Person retten muss und nicht drei. Sollte dann daraus eine Bergung werden, ist es umso schlimmer, aber wenn ich begründbar nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt habe, kann mir niemand einen Strick daraus drehen. Außer vielleicht ich selber, aber das wird einem Feuerwehrmann im Rahmen seiner Tätigkeit immer wieder mal passieren, dass er sich selbst und seine Handlungen hinterfragen muss. Sollte es einem Kameraden im Laufe seiner Dienstzeit (egal, ob hauptberuflich oder ehrenamtlich) niemals passieren, dass er sich nach einem Einsatz fragen muss, ob er nicht doch anders hätte handeln können, so kann ich ihm dazu nur gratulieren. Das ist dann echtes Glück ...

  • Erstmal danke für die sehr umfangreiche Ausführung.


    In meinem Szenario liegt die Person vor dem Fahrzeug. Daher stelle ich den 3-Fachen Brandschutz nur an der Absperrgrenze auf.
    Laß doch brennen... AT hin, auf die Trage und weg.


    Was UPS und co angeht, da stimme ich dir völlig zu!


    Aber wie so vieles ist es dann im Einzelfall anders, wie auch jedes Feuer ein anderes ist.

    Gruß Maik