Konzept Rettungshöhe und Teleskopmast-Fahrzeuge
Teil 1 von 3 (wegen Zeichenbegrenzung im Forum)
Teleskopmast bedeutet, dass Höhe eine Rolle spielt. In Form von Arbeitshöhe oder Rettungshöhe kann das bei bestimmten Einsätzen wichtig werden. Für das Leitstellenspiel ist das eine neue Dimension.
Offensichtlich ergibt sich ein Zusammenhang und ein gegenseitiger Nutzen mit einer Werkfeuerwehr, besonders für Industrieanlagen. Es wäre daher zu erwägen, die Werkfeuerwehr und den Teleskopmast parallel zu entwickeln. Das hier beschriebene Teleskopmast-Konzept lässt sich zudem in mehreren Abstufungen verwirklichen, die im Laufe der Zeit umgesetzt werden könnten.
Der Oberbegriff für Drehleiter- und Teleskopmastfahrzeuge lautet Hubrettungsfahrzeug. Im Folgenden werden die Begriffe „Hubarbeitsbühne“ (HAB), „Teleskopmast“ (TM) und „Teleskopmastfahrzeug“ (TMF) gleichrangig verwendet. Am Ende jedes Abschnitts sind Links mit weiterführenden Informationen und Quellen notiert.
1. Grundsätzliches
Die DLK dient im ersten Zugriff der schnellen Menschenrettung. Die DLK 23/12 ist, im Einklang mit den Bauvorschriften, für hohe Häuser mit bewohnten Räumen in einer Höhe von maximal 22 Metern konzipiert. Bei Hochhäusern sind gesonderte bauliche Rattungswege im Gebäude vorzusehen und die Fassade unbrennbar zu gestalten. Dennoch sind auch hier Hubrettungsfahrzeuge mit entsprechender Arbeitshöhe nützlich, etwa um bei Ausfall der Aufzüge Einsatzkräfte und Geräte kräfteschonend in die oberen Stockwerke zu transportieren, und Verletzte nach unten. [11]
Selbstverständlich deckt jedes TMF auch wesentliche Teile des Einsatzspektrums einer DLK ab. Sein größter Nachteil liegt in der meist höheren Fahrzeugmasse, und einer aufwändigeren Positionierung, verbunden mit längeren Rüstzeiten für Rettungseinsätze. Bei Löscheinsätzen dürfte sich das aufgrund der permanent installierten Löschwasserleitung ausgleichen, die außerdem aufgrund ihres Durchmessers den Einsatz von erheblichen Wassermengen gestatten könnte. Eine DLK besitzt regelmäßig keine permanente Löschwasserleitung, so dass ein Löschangriff einen gewissen Vorbereitungs-Aufwand erfordert.
Die erhöhte Beweglichkeit eines Teleskopmastes, teilweise sogar mit mehreren Gelenken versehen, war ursprünglich ein Alleinstellungsmerkmal. Mit ihrer Hilfe ließen sich Hindernisse und Dachüberhänge umfahren und Dachgauben zur Menschenrettung gezielt ansteuern. Die Hersteller von Drehleiterfahrzeugen haben jedoch inzwischen durch die Entwicklung des beweglichen Korbarmes gleichgezogen.
Zusammenfassend ist zu bemerken, dass sich ein TMF zuvorderst als Arbeitsgerät und für die technische Hilfeleistung eignet. [12] Die stabilere Grundkonstruktion ermöglicht höhere Korblasten und größere Arbeitshöhen, auch bei Wind. Hier im Leitstellenspiel wäre der Einsatzschwerpunkt des TMF daher regelmäßig als Ergänzung zur DLK, im Bereich des Rettungsdienstes sowie der Werkfeuerwehr zu sehen.
[11] Video: Feuer in Hochhaus, Bonn-Limperich 2.8.2015,
[12] https://www.feuerwehrmagazin.d…eleskopmastfahrzeug-79869
2. Die Einsatzerzeugung
Bei bestimmten Einsätzen erzeugt das Spiel einen neuen Parameter: Die zu erreichende Arbeitshöhe (working_height).
Dazu betrachtet es verschiedene Faktoren: POIs, Einsatztyp, Zufallswerte, und das Vorhandensein von geeigneten Fahrzeugen in einem gewissen Umkreis.
Je nach Einsatztyp fragt das Spiel den OSM-Parameter „height“ ab, falls das möglich ist. Oder es erzeugt den Wert per Zufallsgenerator. Dabei kann auf neue POI wie „hohes Haus“ und „Hochhaus“ zurückgegriffen werden. Und all das vielleicht nicht bei jedem in Frage kommenden Einsatz, sondern nur bei jedem fünften oder zehnten, um den Rechenaufwand zu verringern. Das Spiel berücksichtigt außerdem, welche Fahrzeuge in einem gewissen Umkreis überhaupt existieren. Für Fahrzeuge mit den größten Rettungshöhen könnte dieser Umkreis größer sein als für gewöhnliche DLK 23/12.
Als Verfeinerung wird die working_height auch für bestimmte Einsätze in niedrigen Gebäuden erzeugt, um besondere Umstände etwa in engen Altstädten oder Hinterhöfen abzubilden. Dazu unten mehr.
Ein neuer POI „hohes Gebäude“ markiert Gebäude, die zwar noch von der DLK 23/12 erreichbar wären, wo sich aber aufgrund örtlicher Gegebenheiten ein Fahrzeug mit größerer Rettungshöhe besser eignet, und gleichzeitig die Zufahrten schwere Fahrzeuge zulassen. Ein POI „Hochhaus“ bestimmt Wohn- und Gewerbegebäude, die vom baulichen Brandschutz her darauf ausgelegt sind, nicht mehr per DLK 23/12 erreichbar zu sein. In Deutschland sind Gebäude mit einem Aufenthaltsraum in einer Höhe von mehr als 22 Metern als Hochhaus definiert.
Das bedeutet: Bis hin zu der Rettungshöhe, für die sich die normale DLK 23/12 eignet, ist der Einsatz immer wie gewohnt lösbar. Aber auch bei größeren geforderten Höhen ist man nicht auf ein TMF festgelegt: Es gibt Drehleitern mit größeren Höhen als den üblichen 32 Metern. Allerdings kosten sie mehr.
Dem Einsatz ist es völlig egal, ob er mit einem TMF oder einer DLK gelöst wird. Entscheidend ist allein, das man das Kriterium working_height erfüllt.
Auf diesem Weg kommt man von der Frage „wozu brauche ich ein TMF wenn ich sowieso einfach eine DLK umbenennen kann??“ weg ‒ Denn die Antwort lautet: Man *braucht* es nicht, aber man *kann* es haben. Auf irgendeine Weise ist die jeweilige Rettungshöhe zu erreichen.
2.1. POIs, an denen der Parameter working_height relevant sein könnte
Krankenhaus
Bürokomplex
Einkaufszentrum
Museum
Lagerhalle
Stadion
Bauernhof
Theater
Baumarkt
Flughafen groß Parkhaus
Flughafen groß Terminal
2.2. Existierende Einsätze mit Relevanz für Parameter working_height
Bewusstloser Kranführer (ab 12 Feuerwachen)
Verletzte Person auf Baugerüst (ab 12 Feuerwachen)
Sporthallenbrand (ab 13 Feuerwachen)
Hexe hängt in Baum (Event-Einsatz, ab 3 Feuerwachen)
Fassadenteile drohen zu fallen (ab 12 Feuerwachen)
Beschädigter Dachbereich (ab 12 Feuerwachen)
Lagerhallenbrand (ab 18 Feuerwachen)
Feuer auf Bauernhof (ab 30 Feuerwachen)
Verletzte Person auf Hochspannungsmast (ab 12 Feuerwachen)
Bürobrand Groß (ab 10 Feuerwachen)
Verunglückter Fallschirmspringer (ab 12 Feuerwachen)
Großfeuer im Krankenhaus (ab 30 Feuerwachen)
Dehnfugenbrand (ab 5 Feuerwachen)
Brand in Baumarkt (ab 25 Feuerwachen)
Höhenrettung am Fahrgeschäft (ab 3 Feuerwachen) [siehe Video 21]
Helikopter in Baum (ab 10 Feuerwachen)
Brand im Terminal (ab 10 Feuerwachen)
Brand in Mehrfamilienhaus (ab 15 Feuerwachen)
[21] Einsatz des Dortmunder TMF 52: „Riesenrad-Höhenrettung in 50m Höhe! Hagener Riesenrad stand still nach Stromausfall ÜBUNG“,
2.3. Mögliche neue Einsätze für Höhen über 22 Metern
Person auf Industrieanlage
Person auf Schornstein
Rettung aus Obergeschoss
Schaden an Hallendach
Feuer in Kohlekraftwerk
Schaden an Windkraftanlage
Blitzeinschlag in Kirchturm
Rauchentwicklung an Flutlichtmast
2.4. Mögliche neue Einsätze für geringe Höhen
Feuer in Altstadt
Feuer in Hinterhaus
3. Verfeinerung: Bedarfsanforderung
Der Parameter „Bedarfsanforderung“ wird bei manchen passenden Einsatztypen im Rahmen der Einsatzgenerierung zufällig mit erzeugt. Er bestimmt mit, welche Hubrettungsfahrzeuge angefordert werden.
Das entspricht in der Realität der Situation, dass es bei bestimmten Einsätzen hilft, wenn man zusätzliche Hubrettungsfahrzeuge zur Verfügung hat, etwa um ein langes Gebäude anzuleitern. Umgekehrt ist manchmal der Einsatzort so eng oder so punktförmig, dass man ohnehin nur ein Fahrzeug in Stellung bringen kann.
Die Bedarfsanforderung setzt sich intern aus den beiden Faktoren Rettungshöhe und Exaktheit zusammen. Im Zusammenspiel mit dem Parameter working_height kann das dazu beitragen, dass für bestimmte Rettungshöhen ausgelegte Fahrzeuge ausgeschlossen oder gezielt nachgefordert werden.
- Bedarf a: EIN Fahrzeug MUSS die geforderte Höhe MINDESTENS liefern. Weitere Fahrzeuge werden dafür nicht berücksichtigt. (→punktförmige Einsatzstelle)
- Bedarf b: EIN Fahrzeug MUSS die geforderte Höhe EXAKT liefern.
- Bedarf c: EIN Fahrzeug MUSS die geforderte Höhe HÖCHSTENS liefern. (→enge Einsatzstelle)
- Bedarf d: Die SUMME der working_height aller anwesenden Fahrzeuge MUSS gleich oder größer als die geforderte Höhe sein. (→ausgedehnte Einsatzstelle)
- Bedarf e: Die SUMME der working_height aller Fahrzeuge MUSS kleiner als die geforderte Höhe sein (→niedrige, lange Einsatzstelle)
Bei Bedarf d) denke ich an das übliche Bild in US-Metropolen, wo an Hubrettungsfahrzeugen kein Mangel herrscht und mindestens der Rooftop Firefighter sofort nach Eintreffen aufs Dach geht. Und wo überhaupt an den üblichen Flachdächern von mehrgeschossigen Häuser zahlreiche Leitern angelegt werden, um schnellen Zugang und Abgang zu ermöglichen. Und obwohl es in Deutschland oft Luxus ist, mehr als ein Hubrettungsfahrzeug zur Verfügung zu haben, kommt es auch hier zu Fällen von Drehleiterballett [31].
Bedarf e) ist interessant für tragbare Leitern und kleine DLK in Altstädten und Hinterhöfen.
Wichtig: Das bisherige Prinzip, eine fest vordefinierte Anzahl von Hubrettungsfahrzeugen anzufordern, bleibt dabei unverändert erhalten. Mit der Bedarfsanforderung definiert man nur, dass ein Teil der Fahrzeuge bestimmte Anforderungen erfüllen muss. Man kann sich dazu vorstellen, dass nicht aktiv benötigte und nicht passenden Hubrettungsfahrzeuge dann abseits des Einsatzortes bereit stehen, oder z.B. verlastete Lüfter oder Schleifkorbtragen zum Einsatz bringen und die Einsatzstelle ausleuchten.
[31] Video: Vier DLK im Einsatz am Hochhaus in Stuttgart,
__________________________________________
(Text geht weiter in Teil 2)